Vergewaltigung ist ein Verbrechen, aber der Flirt ist kein Delikt.

Mein letzter Blog liegt schon Wochen zurück, weil ich jedes Thema der letzten Zeit, das mich an triggerte, etwas drüber zu schreiben, im Nahkampf besiegen konnte. In den letzten Wochen habe ich viele solche Kämpfe geführt ― das nun ausgerechnet das Thema Sexismus über mich siegte, hat mich selbst überrascht.

Aber aller guten Dinge sind anscheinend tatsächlich drei. Jedenfalls ist es das dritte Mal, dass ich etwas zum Thema Sexismus schreibe. Dabei möchte ich diesmal aber nicht so sehr meine eigene Meinung erneut in den Vordergrund stellen, sondern die einer Gruppe von französischen Frauen, die nein sagt zur Bewegung #MeToo. Und dieser Gruppe kann ich mich gedanklich sehr gut anschließen.

Diese Gruppe französischer Frauen warnt in einem offenen Brief vor einem Klima einer totalitären Gesellschaft. Die Frauen sorgen sich um die „französische“ Kunst des Verführens und befürchten, dass bald eine Gesinnungspolizei über Männer und Frauen wachen könnte. (Quelle: WDR5 Mittagsecho vom 10.01.2018) ―Zugegeben, bei dem Gedanken an die französische Kunst des Verführens läuft es mir eiskalt den Rücken runter! Franzosen sind mir im Allgemeinen zu selbstverliebt, zu machohaft, zu dünnhäutig. Aber natürlich kann man auch nicht alle Franzosen in diese Schublade stecken und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Hinzu kommen tatsächlich kulturelle Unterschiede und Südländer, wozu ich auch die Franzosen zähle, pflegen doch schon einen etwas lockereren und vielleicht auch selbstbewussteren Umgang mit Sex und somit auch mit Sexismus.

Ob Frau, und natürlich auch Mann, etwas als Flirt oder als Affront empfindet, hängt also ganz von der eigenen Wahrnehmung und den eigenen Vorstellungen ab. Und dann kommt es natürlich auch darauf an, wie man im Einzelfall mit Sexismus umgeht. Vielleicht ist das auch etwas, dass gerade die jüngeren Generationen, im Zeitalter wo Kommunikation über Smartphones alltäglich geworden ist, verlernt haben? Wenn ich bei einer Dating-App, welche mir die potentielle Sexpartner meiner näheren Umgebung anzeigt, bloß noch auf ein Like klicken muss, muss ich wohl auch nicht mehr wissen wie man flirtet oder wie man jemandem eine Abfuhr erteilt ― in dem Falle lösche ich einfach das Profil der besagten Person. Im nicht-virtuellen-Leben, also da wo man sich noch in Fleisch und Blut gegenüber steht, ist das jedoch nicht so einfach. Aber deshalb benötigen wir noch lange keine Gesinnungspolizei. Gesinnungspolizei klingt für mich zudem auch sehr nach Scharia-Polizei.

Ob jemand nun etwas als Sexistisch, oder bloß als plumpe Anmache, oder vielleicht sogar als netten Flirt  empfindet ist, wie schon gesagt, oftmals bloß ein persönliches Gefühl und stark abhängig von der Persönlichkeit des Betroffenen: Es liegt in der Wahrnehmung des Einzelnen und lässt sich nicht per se per Gesetzt definieren! Ähnlich beschreibt es auch diese Gruppe französischer Frauen, die sagt: »Was früher noch als charmant oder verführerisch gegolten hat, wird nun mit der schlimmsten Schweinerei in Verbindung gebracht. Es gibt eine Freiheit zu belästigen und wir weigern uns, eine direkte oder wiederholte Anmache mit einer Vergewaltigung gleichzusetzen. Der aufdringliche, etwas direkte Flirt gehört zum sozialen Spiel dazu.«

Die Gruppe, zu der auch die Schauspielerin Catherine Deneuve gehört, schreibt in ihrem offenen Brief weiter: »Vergewaltigung ist ein Verbrechen, aber der Flirt ist kein Delikt. Und eine Aufmerksamkeit ist keine Macho-Aggression.«

Diese Gruppe möchte die Rückkehr der Moralapostel verhindern und empfindet das was zurzeit geschieht als Rückschritt in Richtung Puritanismus: Als Rückkehr in die dunkelste Zeit der Frauen ― und diesem Empfinden, oder dieser Befürchtung, kann ich mich voll und ganz anschließen! Gerade wer als Frau auch immer wieder auf Gleichberechtigung pocht, sollte auch in der Lage sein, sich selbstbewusst gegen eine plumpe Anmache zu wehren, und das ganz ohne dabei allzu viel Energie zu verschwenden.

Zwar haben die Anhängerinnen der #MeToo Bewegung mittlerweile ebenfalls etwas zurückgerudert, aber irgendwie ist der Schaden doch schon angerichtet.

Wenn Ihnen dieser Blog gefallen hat, so empfehlen Sie mich bitte weiter – nur an eine einzige Person, das würde schon reichen!

Bildmaterial:
Titelfoto: Pixabay free images, commercial use & mods allowed
Post (Blog) Fotos/Images: Pixabay free images, commercial use & mods allowed

Leave a Comment