Lang ist‘s her, dass mir etwas so wichtig war, darüber zu schreiben. Nun habe ich ein wichtiges Anliegen: Die Igelhilfe. Und welcher Tag wäre besser geeignet, darüber zu bloggen als der 02. Februar, auch bekannt als der Tag des Igels!
Manu, meine Mentorin in dieser Sache sagt, dass die Igel einfach keine Lobby haben. Hinzukommt, dass kaum jemand weiß, woran man beispielsweise einen Igel in Not erkennt.
Dabei haben die meisten von uns bestimmt schon mal so ein putziges stacheliges Tier gesehen – nur dass man sie normalerweise gar nicht sehen sollte! Deshalb falle ich an dieser Stelle auch gleich mit der Tür ins Haus und erkläre ein paar einfache Igel-Regeln:
1.) Igel sind nachtaktiv. Wer also einen Igel am Tage entdeckt sollte nicht achtlos an ihm vorbeigehen. Es mag sein, dass er bloß durch irgendetwas in seinem Tagesunterschlupf aufgeschreckt wurde. Wirkt er jedoch desorientiert, körperlich eingefallen, taumelt er oder rollt sich nicht oder nicht ganz zusammen, wenn Sie versuchen ihn zu berühren, braucht er unbedingt Hilfe! In diesem Falle nehmen Sie den kleinen Kerl bitte mit und bringen ihn zum nächsten Tierarzt oder zur nächsten Igel-Nothilfe. Entsprechende Adressen finden Sie im Internet oder auf der Homepage von Pro Igel. Einige Tierärzte behandeln Wildtiere zudem kostenlos und die Igel-Nothilfen nehmen eh kein Geld. (Wer in der Nähe von Bocholt wohnt, darf sich auch gerne an den Verein meiner Mentorin Manuela „Manu“ Niehues »Igelhilfe Bocholt« wenden: www.igelhilfe-bocholt.de )
Haben Sie keine Angst einen verletzten oder kranken Igel anzufassen und aufzuheben. Es sind sehr friedliebende Tiere. Vorsicht ist nur mit den Stacheln geboten, denn die können schon mal pieken. Falls Sie keinen Handschuh, Schal oder Jacke haben, um ihn einzupacken, klingeln Sie in der Nähe und fragen, ob man Ihnen ein bisschen Küchenpapier und vielleicht einen kleinen Karton geben kann! Und ja es stimmt – alle Igel haben Flöhe. Nur dass die sich nicht auf dem menschlichen Körper wohlfühlen. Selbst wenn ein Floh versehentlich auf Sie springen würde, wird er sofort wieder das Weite suchen. Die meisten Hunde- oder Katzenbesitzer wissen das.
Halten Sie den Igel unbedingt warm, auch im Sommer! Wickeln Sie ihn nach Möglichkeit in ein Handtuch. Wenn Sie ihn nicht sofort zum Tierarzt oder der Igelnothilfe bringen können, legen Sie ihn mit dem Handtuch auf etwas Zeitungspapier in einen Karton oder großen Putzeimer. Achten Sie darauf, dass Sie den Karton oben entweder zuklappen können oder dieser mindestens 50 cm hoch ist, sodass der Igel nicht hinausklettern kann. Außerdem stellen Sie bitte ein Schälchen mit Wasser und falls vorhanden etwas Katzen- oder Hundefutter mit in den Behälter. Aber bitte warten Sie nicht zu lange damit, ihn dahin zu bringen, wo man ihm helfen kann, auch Igel empfinden nämlich Schmerzen!
2.) Igel sind Winterschläfer. Je nach Witterung suchen sie sich zwischen Oktober und November einen Unterschlupf, wo sie trocken und relativ warm bis zu sechs Monate verpennen. Allerdings gelingt dies nur den gesunden und vor allen Dingen wohlgenährten Igeln. Wer also in der kalten Jahreszeit einen Igel sieht, selbst wenn es dunkel ist, kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass es sich um ein Tier in Not handelt! Nur ein Igel von mindestens 600 Gramm schafft es auch, seinen Stoffwechsel so herabzusenken, dass er überhaupt in diesen Zustand der Schlafparalyse gelangt. Falls Sie also jetzt noch einen Igel sehen, bitte nehmen Sie sich seiner an! Verfahren Sie mit ihm genauso, wie unter Punkt eins beschrieben.
3.) Igel sind reine Fleischfresser. Hauptsächlich ernähren sie sich von Insekten. Die Mär, dass Igel auch Obst mögen, kommt daher, dass sie natürlich auch die Maden vom Fallobst fressen. Wenn ein Igel tatsächlich Obst frisst, muss er schon sehr verzweifelt, beziehungsweise kurz vor dem verhungern sein! Leider finden sie in der Natur immer weniger Nahrung und auf der Suche nach dieser durchstreifen sie nachts mehrere Kilometer. Dabei laufen sie natürlich auch über Straßen. Kommt ein Auto, rollen sie sich meist zusammen. Es ist also einfach über den Igel zu fahren ohne ihn dabei zu überfahren! Trotzdem liegen jeden Sommer unzählige tote Igel an den Landstraßen. Was helfen würde, wenn jeder Hausbesitzer zwischen Mitte März und Ende November einfach jeden Abend ein Schälchen trockenes Katzenfutter nebst frischem Wasser in den Garten stellen würde. Dann könnten viele Igel auf der Suche nach Futter auf lange Wanderschaften verzichten und es würden weniger Tiere überfahren.
Und wer Angst hat, so nur des Nachbars ohnehin schon viel zu fette Katze zu mästen, kann sich auch für 40-50 Euro ein spezielles Igel-Futterhäuschen kaufen. Viele Friedhöfe, Parks und Schrebergartenkolonien würden sich zudem hervorragend eignen, um genesene Igel wieder auszuwildern. Es ist nämlich nicht immer möglich diese erneut dort in die Freiheit zu entlassen, wo man sie fand.
Mein Blog ist also so gesehen auch ein Appell: Ein Appell an alle Gartenbesitzer, Laubenkolonien, Park -und Friedhofsverwaltungen, Golf Clubs, große Gärtnereien mit eigenen Baumschulen, Landwirte – einfach an alle, die irgendwo ein Stück Land besitzen. Wenn nur 10% von ihnen mitmachen, sich ein Igel-Futterhaus kaufen und es in einigem Abstand zu ihrem Bienenhotel oder Vogelhaus aufstellen und von März bis November jeden Abend mit einer Schale Katzen-Trockenfutter und einer Schale frischem Wasser füllen, werden viel weniger Igel verhungern oder müssen aufgepäppelt werden! Selbst wenn Sie im Urlaub sind und die Igel in ihrem Garten in dieser Zeit kein Futter bekommen, ändert das nichts daran, dass ihre Chancen, sich bis zum Winter genug Fett anfressen zu können enorm steigen.
An dieser Stelle glaube ich, Manu hat tatsächlich recht: Die Igel haben keine Lobby. Überall sehe ich nun neben Vogelhäuschen auch Bienenhäuser und andere Insektenbehausungen in den Gärten. Zudem pflanzen viele wieder mehr Wildblumen an. Das ist auch alles sehr lobenswert und richtig und gut für die Umwelt – aber tut doch bitte auch etwas für die kleinen Stachelbären. Vögel, Bienen und die meisten Insekten sind tagaktiv. Sie sind da, man sieht und hört sie. Es fällt auf, wenn sie weniger werden und sei es nur, weil weniger von ihnen an unseren Windschutzscheiben kleben. Ein Igel ist nachtaktiv und zumeist stumm. Normalerweise sieht man ihn nicht und wenn man ihn hört ist auch das bloß wieder ein Zeichen, dass er krank ist und Schmerzen hat! Durch seine Stacheln wirkt er vielleicht unfreundlich oder feindlich, dabei hat er einen wahnsinnig weichen Bauch mit ganz feinen flauschigen Haaren. Und jeder Igel hat ein ganz individuelles süßes kleines Gesicht.
So, ich denke mein erster Blog seit Jahren ist an dieser Stelle lang genug. Ich möchte meine Leser ja nicht gleich überfordern. Aber ich werde nun wieder regelmäßig etwas schreiben – über Igel. Vielleicht nicht jede Woche, so wie früher, aber doch in regelmäßigen Abständen. Themen werden unter anderem sein, welche schlimmen Verletzungen Mähroboter und Freischneider bei Igeln anrichten. Wie Theo und ich dazu kamen Igel aufzupäppeln und wie Rosi unsere Hündin darüber denkt. Außerdem werde ich Anregungen geben, um Menschen zu motivieren einmal darüber nachzudenken, ob eine kleine Igelpflegestation nicht auch für sie infrage kommen könnte. Außerdem werden immer Menschen gesucht, die ihren Garten anbieten, um einen gesundeten Igel erneut auszuwildern.
- Schau hin, wenn du einen Igel siehst!
- Bringe einen hilfsbedürftigen Igel zum Tierarzt oder der Igelhilfe!
- Wenn du einen Garten hast, stell zw. Ende März bis Ende November Katzenfutter und Wasser für die Igel hin!
…und ansonsten teilt zumindest diesen Blog!
Alles was man über Igel, deren Pflege usw. wissen muss, finden Sie zudem auch auf der Homepage von Pro Igel: www.pro-igel.de