Wenn ich dieser Tage die Zeitungen aufschlage, lese ich darin alles Mögliche über die guten Vorsätze fürs Neue Jahr. Also dachte ich mir, diese Woche passe ich mich mal den Illustrierten & Magazinen an und schreibe auch etwas über die guten Vorsätze zum Neuen Jahr. Gestern Morgen las ich unter anderem in einer Zeitschrift die Tipps, damit das mit den guten Vorsätzen dieses Mal auch wirklich gelingt!! Ein Tipp lautete, dass man sich erst einmal ein paar neue Turnschuhe kaufen solle, bevor man mit der Diät, und in diesem Zusammenhang mit dem Joggen, beginne. Darunter prangte das Foto von ein paar sündhaft teuren Markenturnschuhen. Ein wirklich guter Tipp, wie ich finde. Denn natürlich joggt es sich in nagelneuen Turnschuhen mit neonfarbenen Rennstreifen viel, viel leichter und der innere Schweinehund wird damit bestimmt auch gleich abgestochen! Fragen Sie sich selbst, wie oft hat das mit den guten Vorsätzen zu Neujahr bei Ihnen wirklich hingehauen — wenigstens bis zum 03. Januar?
Als Therapeutin für Psychotherapie sollte ich vielleicht nicht so grob sein und so hemmungslos über das Versagen bezüglich der Neujahrsvorsätze schreiben. (Überhaupt sollte man das Wort VERSAGEN als Therapeut oder auch als Motivationstrainer nicht all zu oft benutzen.) Viel eher sollte ich den Lesern wohl Mut zusprechen oder in diesem Falle zuschreiben. Gerade in den ersten Wochen des neuen Jahres steigt bekanntlich die Zahl der Menschen die in einem Loch namens DEPRESSION sitzen auch ohnehin schon — ohne meine Unkenrufe. (Aber mal ehrlich: wie sonst soll man jemanden der in einem Loch sitzt und alle Brücken (bez.weise Leitern) hinter sich abgebrochen hat wieder nach oben befördern, als durch einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten? Und am besten geht das natürlich wieder in mit ein paar neuen Turnschuhen.)
Aber warum muss ich auch unbedingt zum neuen Jahr etwas ändern? Bleiben wir mal beim Thema Gesundheit. Wer will denn, dass ich abnehme oder mit dem Rauchen aufhöre? Mein Arzt? Meine Familie oder Freund/Freundin? Oder noch schlimmer — vielleicht erwarten es ja die Kollegen oder der Boss von mir? Oder will ich es wirklich selbst! Was sind schon ein paar Pfund zu viel, selbst 20 oder 30 Kilo sind doch heutzutage keine Ausnahme mehr. Zugegeben, zu viel Übergewicht ist ab einem gewissen Punkt schlecht für den Organismus und die Knochen und Gelenke. Stress ist jedoch auch schlecht für den Organismus und treibt den Blutdruck hoch! Gerade Bluthochdruck oder ein zu hoher Cholesterinwert können aber auch durchaus vererbt worden sein. Und was wenn ich abnehme, damit die Gelenke nicht leiden und ich dann von einem Betrunkenen angefahren werde, dessen guter Vorsatz im neuen Jahr mit der Sauferei aufzuhören am 04. Januar mit dem letzten Kasten Bier, der vom vergangenen Jahr noch übrig geblieben war, hinfort gespült wurde? Wenn das Schicksal es vielleicht so geplant hat, dass ich in diesem Leben eine neue Hüfte bekomme, dann bekomme ich die ja vielleicht so oder so? Und wer sagt, dass ich früher sterbe, wenn ich rauche? Hat sich jemand in letzter Zeit mal Helmut Schmidt angeschaut? Also noch mal: was sind die tatsächlichen Hintergrundmotive für die guten Vorsätze und für wen will ich dies überhaupt tun? Für mich oder für irgendjemanden sonst? Was brauche ich für mich, damit ich mich wirklich wohl oder glücklich fühle? Ist es wirklich eine gesündere Lebensweise oder verbirgt sich dahinter nicht doch etwas ganz anderes?
So, und damit näheren wir uns so langsam des Pudels Kern (und meinem Vorsatz fürs Neue Jahr.) Und natürlich habe auch ich einen Tipp für Sie. Wie wäre es denn, wenn Sie sich für das Neue Jahr einfach nur vornehmen mal öfter drei gerade sein zu lassen? Mal öfter einfach nur stehen zu bleiben um den Moment zu genießen — und wenn es nur ein unerwarteter Sonnenstrahl ist, der durchs Fenster scheint. Selbst dann, wenn gerade mal wieder die halbe Welt nach ihnen schreit und ihre Hilfe braucht. Sich nicht mehr hetzen zu lassen, von niemandem — das wär doch was. Und dann fragen Sie sich >>Was wünsche ich mir für mich selbst?<<. Vielleicht hören Sie dann eine Stimme, die antwortet, weniger Süßes oder Fettiges essen, nicht mehr rauchen oder trinken, weniger Kaffee dafür Wasser, Sport machen… . Mindestens genauso wahrscheinlich ist es, dass Sie etwas ganz anderes hören. Vielleicht so etwas in der Art wie, morgens 20 Minuten länger schlafen können. Mal etwas Verrücktes tun, wie zum Frühstück nach Paris zu fahren, oder einmal ganz alleine als Rucksacktourist ein bestimmtes Land bereisen. Endlich mal der eingebildeten Arbeitskollegin höflich aber bestimmt die Meinung sagen. Einen Samba Tanzkurs besuchen, singen lernen, Klavierspielen, Bungeejumping, das Hobby endlich zum Beruf machen, keine Nachhilfestunden mehr geben zu müssen, nicht jedes Mal automatisch mehr zu springen, wenn jemand anderes (Mutter, Vater, Tante, Onkel, Kinder, Ehe- oder Lebenspartner, Boss, Kollege – die Liste ist endlos…) pfeift. Einfach mal NEIN sagen oder STOPP. Einfach mal an sich selbst denken. Aber Vorsicht, auch das will geübt werden. Und wenn’s zum 01. Januar damit noch nicht gleich so hinhaut, nicht verzagen, am 31. Januar 2014 ist das chinesische Neujahrsfest — einfach noch mal von vorne anfangen!
Ach ja, und bevor ich’s vergesse, mein Vorsatz lautete, mich zumindest ab und zu mal Kürzer zu fassen. In diesem Sinne: Happy New Year!
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