Achtsam

Seit meinem letzten Blog ist fast ein Jahr vergangen. Vielleicht ist das auch eine Form der Achtsamkeit, wenn ich sage, dass ich auch in Zukunft nicht mehr wöchentlich schreiben werde. In Zukunft werden Zeit und Thema bestimmen, wann ein Blog erscheint.

Aber wo hört Achtsamkeit auf und wo fängt Egoismus an?

Ist es egoistisch, nicht mehr regelmäßig schreiben zu wollen? (Bei der geringen Anzahl meiner Leser, fällt es wahrscheinlich noch nicht mal ins Gewicht.) Aber es wäre purer Egoismus, wenn ich nur schreiben würde, um mehr Leser anzulocken. Solange ich jedoch nicht bereit bin, mich ausgiebig mit Suchmaschinenoptimierung und sozialen Medien auseinanderzusetzen, ist das Bloggen für mehr Publicity eh für die Katz. ―Doch es ist pure Achtsamkeit, wenn ich nicht Willens bin, jeden Popel den ich aus meiner Nase ziehe, auf facebook zu posten!

Dabei habe ich es, ehrlich gesagt, gar nicht so mit der Achtsamkeit. Ich persönlich empfinde Menschen, die das mit der Achtsamkeit sehr gut beherrschen, nämlich oft als Egoisten. (Deshalb lautet der Titel dieses Blogs auch „nur“ Achtsam). Natürlich geht es nicht darum, sich ständig aufzuopfern, sondern darum, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jemand der ständig betont, er müsse auch an sich selbst denken, ist genauso falsch unterwegs, wie jemand, der nie nein sagen kann. Beides kann zwanghaft werden.

Vielleicht wäre es stattdessen besser „einfach“ mehr zu reflektieren: wann ist es angebracht achtsam zu sein und wann nicht? Einfacher gesagt, wie getan, denn auch das Reflektieren will gelernt sein. Im Nachhinein eine Situation nochmals gedanklich zu durchlaufen und dabei zu reflektieren, ob man nicht besser anders hätte handeln sollen, ist einfach. Aber im Augenblick des Geschehens so gut bei sich selbst zu bleiben ― erst einmal bewusst als Außenstehender die Lage sondieren, und wenn es nur für 5 Sekunden ist, um seine Entscheidung, sein Verhalten, sein Tun bewusst abzuwiegen und erst danach zu Handeln ― und nicht aus Gewohnheit entweder spontan die Komfortzone verlassen oder sich spontan abwenden, ist eine ganz andere Sache!

Und als kleiner Beweis für mich, wie gut diese Resonanz-Schwingungen morphischer Felder funktionieren, rief, während ich diesen Blog schrieb, eine Klientin bei mir an, die ebenfalls genau dieses Anliegen hat. Sie sagte, im Umgang mit Menschen reagiere sie oft wie ferngesteuert. Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können!

Was mich betrifft, so sollte ich langsam wohl auch mal damit anfangen und genau das lernen: mehr bei mir selbst zu bleiben, statt mich in Achtsamkeit zu üben. Aber da gibt es diesen Sinnspruch von Serge Kahili King: »Geheimgehaltenes Wissen ist etwa ebenso nützlich, wie das Geld unter der Matratze des Geizigen.« Nach diesem Motto lebe ich gerne, jedenfalls im Übertragenen Sinne ― auch deshalb, weil ich selbst in frühen Jahren so viel Lehrgeld hätte sparen können, wenn mehr Menschen nach diesem Motto leben würden. Dass ich so bin wie ich bin, liegt jedenfalls nicht in meiner Herkunftsfamilie.

Es bringt aber nichts, jemandem sein Wissen weiterzugeben, oder Hilfe anzubieten, egal wie kompetent oder hilfsbereit man ist, und dies unabhängig davon, wie sehr der/die Betreffende auch klagt oder jammert. Wenn der/die Betreffende beispielsweise auf Grund von Vorurteilen dieses Wissen/diese Hilfe so oder so niemals annehmen würde. Perlen vor die Säue..

Wenn dann aber auch noch die Gefahr besteht, dass er oder sie die angebotene Hilfe als Affront betrachtet und verletzend oder ausfallend reagiert ― dann lieber klagen lassen und sich tunlichst abwenden.

Man sollte also nicht nur reflektieren, ob man selbst helfen möchte, sondern auch, ob man wirklich die geeignete Person dafür ist ― ungeachtet der eigenen Kompetenz oder der ehrlichen Bereitwilligkeit überhaupt helfen zu wollen.

Bislang neigte ich immer dazu, spontan zu helfen oder Wissen zu teilen. Künftig werde ich jedoch versuchen zuerst achtsam abzuwiegen, ob sich die Mühe überhaupt lohnt ― aus Rücksicht auf mich selbst. Das ist jedenfalls mein Vorsatz für 2019.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Start ins Neue Jahr!

Bildmaterial: shutterstock_1267896145

Leave a Comment