Neues von Familie Storch!

Endlich nette Nachbarn! Teil 3: Mein letzter Blog über Familie Storch ist jetzt gut einen Monat her. Seither hat sich einiges getan. Natürlich schauen wir noch immer mehrmals täglich durchs Fernglas, um zu sehen, was die Storchenfamilie gerade so macht. Immer öfter fühlte ich mich dabei allerdings wirklich wie ein kleiner perverser Voyeur, weil bei Storchs nebenan noch bis vor gut zwei Wochen fast rund um die Uhr gevögelt wurde! Theo hat ihn, also Herrn Storch, deshalb Thomas genannt. Theo hat nämlich jemanden in seinem Bekanntenkreis, und Herrn Storchs sexuelle Begierden erinnern Theo ganz stark — aber das gehört nun wirklich nicht hierher. —Und Frau Storch heißt jetzt Beppi und ihr gilt auch meine ganze Bewunderung! Wie sie so tagein tagaus auf ihrem Nest hockt, erinnert sie mich ein wenig an eine Tondachziegel — einfach unkaputtbar, trotzt jedem Wetter! Bis vorletzte Woche herrschte hier am Niederrhein ja noch Weltuntergangswetter: Eiseskälte, orkanartige Winde, Schnee und Hagel wechselten sich im Stundentakt mit monsunartigen Regenfällen ab! Selbst Øsel zog es vor, sein Geschäft im Garten zu verrichten. Ach wie gern nur hätte ich Beppi da unser Gästezimmer angeboten! Aber Beppi ist taff. Mit stur vorgerecktem Kopf thronte sie in luftiger Höhe und kein Wässerchen konnte sie trüben, selbst der niederrheinische Dauerregen nicht! Nur ihr Gefieder ist schrecklich schmutzig und das von Thomas ebenso.

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Dann kam endlich der Frühling und mit ihm Temperaturen bis 28 Grad! Beppi thronte weiterhin auf ihrem Nest und ich fragte mich wirklich, ob ihr kleines Gehirn nicht langsam zu Gemüse verkocht sein müsste. Ich fragte mich auch, was sie den ganzen lieben langen Tag so macht, während Thomas unterwegs ist. Natürlich hat Beppi von da oben eine phantastische Aussicht, aber auch das schönste Panorama wird irgendwann langweilig. Woran sie bloß den ganzen Tag denken mag? Wenn man sie allerdings dann durch das Fernglas beobachtet, sieht man sehr schnell, dass Beppi keinesfalls nur still auf ihren Eiern hockt. Genaugenommen ist sie fast konstant in Bewegung. Sie dreht sich im Kreis, dann zupft sie mal wieder mit ihren Schnabel die Kissen aus Gras zurecht, kratzt sich im Gefieder oder schüttelt sich.

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Thomas hingegen ist wie gesagt viel unterwegs. Doch kaum taucht er auf, wird geschnäbelt und geklappert. Seit Beppi jedoch ein volles Gelege hat, ist die Vögelei vorbei und Thomas ist nun vom Don Juan zum künftigen Familienvater und Ernährer mutiert. Soweit ich es beurteilen kann, hat er auch immer Futter dabei, wenn er nach Hause kommt — vorzugsweise bringt er fette Frösche oder Kröten mit! In Bezug auf die Nahrung der Störche habe ich auch noch mal ein wenig recherchiert. Bislang dachte ich ja immer, dass so viele Storchenbabys hier am Niederrhein nicht überleben hinge damit zusammen, dass die Störche nicht genügend Nahrung fänden. Das ist zwar durchaus richtig, doch viel tödlicher für die Jungstörche ist das schlechte Wetter. Ab Ende der Woche ist es mit dem Frühling auch wieder vorbei. Dann wird es erneut kalt, stürmisch und regnerisch. Typisches Niederrheinwetter eben. Ich frage mich also wirklich, ob die Ansiedlung der Weißstörche am Niederrhein wirklich ein Projekt ist, das Unterstützung verdient. Natürlich ist es schön, die Störche zu sehen — doch welchen Preis müssen die Tiere dafür bezahlen, dass ein paar Menschen es plötzlich schick finden, sich ein Storchennest in den Garten zu stellen!

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Es gibt auch noch etwas anderes zu berichtigen: In einem vorangegangenen Blog hatte ich geschrieben, dass sich Storchenpaare ein Leben lang treu sind — das stimmt so wohl doch nicht. Störche sind nur ihrem Nest treu. Das heißt, sie kommen jedes Jahr zum selben Nest zurück. Oftmals kommt das Männchen aber schon einige Tage früher an als das Weibchen und es kommt wohl auch immer wieder vor, dass ihm in der Zeit, wo er alleine auf dem Nest hockt, eine andere, alleinstehende Storchenfrau begegnet. Bspw. ein Jungvogel vom vergangenen Jahr der noch keinen Partner gefunden hat. In so einem Falle ist es möglich, dass er die Neue bei sich einziehen lässt. Wenn dann seine eigentliche Partnerin eintrifft, kann es zu erbitterten Kämpfen der beiden Rivalinnen kommen. Also ist es möglich, dass es sich bei dem Nebenbuhler, den Theo vor einigen Wochen am Nest unserer Störche beobachtete, in Wirklichkeit um die rechtmäßige Frau Storch handelte und Beppi demnach vielleicht gar nicht Frau Storch ist. …darüber will ich jetzt gerade aber gar nicht nachdenken! Allerdings war unser Nest hier auch von Anfang an von zwei Störchen besetzt und vor ungefähr drei Wochen beobachteten wir zudem, wie gleich ein ganzer Schwarm Störche unsere Familie Storch angriff! Sie wurden aber von Thomas und Beppi erfolgreich in die Flucht geschlagen!

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Am vergangenen Sonntagabend habe ich Beppi dann mal wieder eine ganze Weile durch das Fernglas beobachtet. Wie sie sich so konstant auf ihrem Nest bewegt. Es war noch sehr warm und sie hatte ihren Schnabel die ganze Zeit ein wenig geöffnet, wahrscheinlich kühlt sie so ihre Körpertemperatur — ganz sicher bin ich mir damit allerdings nicht. Ab und zu jedoch legte sie ihren Kopf aber auch ganz dicht an ihre Brust, so als ob sie unter sich gucken wollte, — und dann ganz plötzlich warf sie den Kopf zurück und den Schnabel weit geöffnet in die Luft. Ich habe so etwas schon bei anderen Vögeln beobachtet, wenn auch nur im Fernsehen, aber sie taten dies immer, um Futter hochzuwürgen. Gleich darauf legte Beppi ihren Kopf auch wieder ganz dicht auf die Brust, sodass ihr langer Schnabel gerade herunter in das Nest zeigte. Gut möglich, dass ihre Jungen mittlerweile geschlüpft sind und ich sie gerade beim Füttern beobachtete. Allerdings konnte ich keine Brut durch das Fernglas sehen, aber wenn, dürfte die auch noch so klein sein, dass sie wohl kaum über den Rand des Nestes herausragt. Aber auch dies dürfte sich dann schnell ändern und sobald die Jungvögel groß genug sind, sodass man sie sehen kann, werde ich auch ein paar Fotos von ihnen posten. Ich hoffe allerdings inständig, dass alle Babys überleben und ich nicht irgendwann über den Zaun in Nachbars Garten klettern muss, um ein Storchenbaby zu holen, das aus dem Nest geweht ist.

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Heute Morgen dann stand Beppi eine ganze Weile auf dem Nest und war sehr beschäftigt mit etwas zu ihren Füßen. Möglich, dass sie wieder ihre Brut versorgte. Dann kam Theo und meinte, wir hätten uns ja noch gar nicht gratuliert. Überrascht fragte ich nach dem Grund der Gratulation und er antwortete, weil wir beide ja jetzt Großeltern geworden wären. Ich bin 51 — das ist mindestens 20 Jahre zu jung, um Großmutter zu werden, aber freuen tue ich mich schon, auf den ersten Moment, wo man die Storchenbabys sehen kann.

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Bildmaterial:
Titelfoto & Post (Blog) Fotos: Copyright by Kristine Weitzels

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