Autorin sucht…

…freistehendes EFH mit gehobener Ausstattung zur längerfristigen Miete!

So stand es in den letzten Monaten, seit Oktober 2016, um genau zu sein, regelmäßig in den Regionalzeitungen von Emmerich und Bocholt. Wir, das sind Theo & ich, suchten nämlich eine neue Bleibe. Nun hat die Suche endlich ein Ende und die Geschichte dazu ist sicherlich einen Blog wert!

Eine gute Mietimmobilie ist hier in der Region allerdings schwerer zu finden als ein Frosch mit zwei Köpfen! Ich ahnte also, dass die Suche sich nicht ganz einfach gestalten würde.

Doch dann meldeten sich gleich auf meine erste Annonce fünf verschiedene Anbieter. Schnell war aber klar, dass kaum jemand den Text meiner Annonce erst genommen hatte! So meldete sich bspw. ein Mann, der eine 60 m2 Wohnung vermieten wollte — direkt über einem Kindergarten. Ich erklärte ihm, dass 60 m2 einfach viel zu klein für mich und meinen Lebensgefährten seien — zumal ich als Autorin von zu Hause aus arbeite und dafür ein geräumiges Büro benötige. Außerdem benötige ich vor allen Dingen RUHE zum Schreiben, was in einer Wohnung, direkt über einem Kindergarten, wohl kaum gegeben sein kann. Daraufhin fragte mich der Mann argwöhnisch, ob ich etwa etwas gegen Kinder hätte, außerdem sei dies ein katholischer Kindergarten! Ich hatte schon auf der Zunge, zu fragen, ob katholische Kinder etwa weniger Lärm machten, wollte aber nicht unhöflich sein. Der Mann fuhr fort und erklärte, dafür hätte ich ja dann auch an den Wochenenden und in den Ferien meine Ruhe. Ich solle mir die Wohnung doch erst einmal ansehen, bevor ich voreilig falsche Schlüsse zöge! Egal wie ich auch argumentierte, der Mann ließ sich einfach nicht abwimmeln! Der Lärm von Kindern sei doch so inspirierend und ob ich überhaupt wüsste, wie hoch die Nebenkosten für ein großes Haus wären. Es half alles nichts! Schließlich stand ich auf, ging leise zur Haustür und klingelte mehrmals. Dann sagte ich dem Mann, es täte mir leid, aber meine Schwestern und Brüder von den Zeugen Jehovas seien gerade gekommen, um mich zum Spendensammeln abzuholen und ich müsste das Gespräch jetzt beenden.

Der zweite Anbieter hatte eine DDH zu vermieten. Der dritte eine Garage-! und Nummer vier ebenfalls bloß eine Wohnung, allerdings auf einem Bauernhof. Er argumentierte, dass der Hof ja auch ein freistehendes Haus sei. Nummer fünf endlich hatte in der Tat ein EFH, noch dazu freistehend, also auch keine DHH, dafür aber leider über 30 KM von unserem Einzugsgebiet entfernt.

Weil es auch nichts bring, jede Woche erneut zu inserieren, wartete ich immer zwei bis drei Wochen, bevor ich die nächsten Annonce schaltete, kontrollierte dafür aber täglich die Angebote auf den gängigen Internetplattformen für Immobilien und hielt ebenfalls in den Regionalzeitungen Ausschau nach einem geeigneten Objekt. Die Immobilien auf den Internetplattformen wurden jedoch alle von Maklern angeboten, zumindest die Immobilien, die auf Grund der Beschreibung und Fotos auch für zumindest bewohnbar einzustufen gewesen wären. Was mich jedoch immer wieder verblüffte, welche Einstellung oder Arbeitsmoral diese Immobilienmakler zumeist hatten! So rief ich z.B. eine Maklerin an, die ein altes Bauernhaus anzubieten hatte. Zwar lag das Haus genaugenommen auch schon etwas zu weit von unserem Einzugsgebiet entfernt, aber es war sehr schön, jedenfalls auf den Fotos. Die Maklerin war jedoch sehr kurz angebunden und erklärte schnippisch, sie hätte nur wenig Zeit, ich solle ihr eine Mail schicken, aber bitte nur Stichpunkte!  Fragen zu Objekten beantworte sie auch nicht telefonisch und zudem habe sie für das besagte Objekt auch schon so viele Interessenten, dass es so gut wie vermietet sei! —Drei Monate später stand das Haus aber immer noch im Internet und weil auch ich zu dem Zeitpunkt noch immer keine neue Bleibe gefunden hatte, schickte ich der Maklerin dann tatsächlich eine Email, brav in Stichpunkt-Form. …Meine Email wurde bis heute nicht beantwortet und das Objekt steht immer noch im Internet!

2016 verging ohne dass wir etwas Passendes hätten finden können, selbst dann nicht, wenn wir dafür viele Einschränkungen gemacht hätten. Dann im Januar schien es als hätten wir Glück! Auf meine Annonce meldete sich — man glaubt es kaum — ein Makler, der ein freistehendes EFH anzubieten hatte. Allerdings, so sagte der Makler, verfüge das Haus nicht über eine gehobene Ausstattung, es sei aber in einem sehr gepflegten Zustand. Und da ich mit gehobener Ausstattung auch keine Whirlpools oder goldenen Wasserhähne im Sinn hatte, sondern eher funktionierende Installationen, vereinbarten wir einen Termin zur Besichtigung.

Das Haus, ein länglicher Schuppen aus der Nachkriegszeit, stand auf einem schmalen Grundstück eingepfercht zwischen einem Mehrfamilienhaus und zwei anderen EFH. Es gab weder einen Garten noch ein Fenster, aus dem man nicht direkt in die Wohnung oder das Haus von jemand anderem blickte — und umgekehrt. Was aber noch viel schlimmer war, war der Insgesamt-Zustand des Hauses! Seit der Erbauung, vor circa 60 Jahren, war an oder in dem Haus auch nichts mehr saniert bzw. renoviert worden. Überall klebten noch die Originaltapeten, mit quietschbunten und üppig-großen Motiven oder aus vergilbtem Stoff. Auch die Bäder und die Küche waren ein Albtraum, den die Eigentümerin selbst jedoch nicht wahrnehmen konnte. Aber immerhin handelte es sich bei dem Haus auch um ihr Elternhaus, indem die Frau ihr ganzes Leben verbracht hatte. Das ich nicht auf rostigen Metall-Küchenstühlen sitzen wollte und mir ihr ausgetretener Linoleumboden nicht gefiel, konnte die Frau auch nicht nachvollziehen.

Ebenfalls im Januar meldete sich aber auch jemand, bei dem ich sofort das Gefühl von Déjà-vu hatte, denn 2003 hatten er und ich schon einmal ein identisches Gespräch geführt. 2003 waren Theo und ich von Holland nach Deutschland gezogen und ich hatte ebenfalls inseriert. Damals meldete sich jemand, der eine Windmühle als Wohnhaus vermietete. Auch nach so langer Zeit erkannte ich die Stimme sofort und ich hatte auch den Namen nicht vergessen. Anscheinend wusste der Mann aber nicht mehr, wer ich war und so erklärte ich ihm, dass ich und mein Lebensgefährte uns vor 14 Jahren schon einmal für die Mühle interessiert hätten. Damals war der Deal (inkl. Vorkaufsrecht) an lächerlichen 60 Euro jährlich für die Deichschau und ein bisschen zu viel Testosteron gescheitert! Ich hatte mich damals gleich in die Mühle verliebt und ich habe es Theo auch lange Zeit vorgehalten, dass er damals so stur reagiert hatte. Der Eigentümer der Mühle war damals jedoch genauso so stur geblieben und so war der Deal geplatzt. Auch jetzt machte der Eigentümer letztendlich wieder einen Rückzieher und erklärte ein paar Tage später, dass er die Mühle doch lieber (endlich) verkaufen wolle und mit einem Mieter im Objekt sei dies schwierig. Ich hatte mir diesmal aber vorgenommen, das Thema Mühle nicht mehr an mich herankommen zu lassen, denn 2003 war ich, nach dem geplatzten Deal, wirklich lange traurig gewesen — zumal wir danach als Mieter die Hölle durchmachten. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Blog.

Sehr witzig war hingegen der Mann, der mich ebenfalls im Januar anrief und stotternd erklärte, seine Mutter habe meine Annonce gelesen. Er druckste ein wenig herum, doch ich erfuhr, dass er zurzeit bei seiner Mutter wohnte und diese hatte ihn wohl auch dazu gedrängt, mich anzurufen, um mir eine WG vorzuschlagen. (In Gedanken sehe ich immer einen dünnen, ungepflegten Typ in grauen Klamotten und mit zu langen, fettigen Haaren, der Schweißüberströmt mit mir telefoniert, während seine alte, runde, kleine Mutter, auf einem Schemel stehend, ihm eine geladene Luger an den Kopf hält!) …Sobald ich dann ein Haus gefunden hätte, könnte ich ihm ja Bescheid geben und dann könnte er ja bei mir einziehen und wir könnten uns die Miete dann ja teilen — oder so. Ja, keine schlechte Idee, erklärte auch ich bewusst eine Negation vermeidend und fügte an, dass ich aber zuerst noch meinen Ehemann und meine fünf Kinder fragen müsse.

—Alles in allem gestaltete sich die Haussuche jedenfalls noch viel schwieriger als erwartet. Auf meine Annonce im Februar meldete sich bspw. jemand, der ganz populär erklärte, dass er gerade das alte Rathaus in Werth sehr aufwendig renoviere und weil es sich dabei um eine besondere Immobilie handele, wolle er dafür auch einen besonderen Mieter — wie bspw. eine Autorin. Also vereinbarten wir für Samstagsmorgens einen Besichtigungstermin. Gleich nach dem Telefonat meldete sich der Mann auch bei mir als facebook-follower an und schickte mir ebenfalls eine Kontaktmail via Linkedin. (Mein Profil bei Linkedin hatte vor Jahren mal mein Verlag unnötigerweise für mich eingerichtet und ich habe es jetzt auch endlich gelöscht!) Am besagten Samstag rief der Mann dann jedoch genau eine Stunde vor dem vereinbarten Termin an und erklärte, das Objekt sei nun doch, ganz kurzfristig, anderweitig vermietet worden! Wahrscheinlich hatte er sich mal die Zeit genommen und sich genauer angesehen, bei wem er sich da so Hals über Kopf als facebook-follower angemeldet hatte und wahrscheinlich hatte ihm irgendetwas an meinem „Autoren-Profil“ ebenfalls nicht gefallen.

Schon alleine die Tatsache, dass ich unter Angabe meiner Tätigkeit inserieren musste, ist natürlich sehr traurig! Aber steht in einer Annonce nicht „Top-Manager sucht“ oder „Arzt sucht“ oder ähnliches, hat man hier gar keine Aussicht, eine gute Mietimmobilien zu finden! Den Rat, meinen Beruf anzugeben, hatte mir übrigens ein Bekannter gegeben, der vor einiger Zeit selbst auf Wohnungssuche gewesen war und ebenfalls erst Erfolg hatte, nachdem er beim Inserieren seinen Beruf angab.

Ich gewöhnte mir dann auch an, mir die angebotenen Objekte zuerst via Google-Earth anzusehen — denn ein Blick von Oben reichte meist schon, um zu erkennen, in welchem erbärmlichen Zustand sich ein Haus befand! Clever in dieser Hinsicht meinte auch der ältere Herr zu sein, der anrief und frohlockte, er hätte ein wirklich idyllisches Anwesen in Praest zu vermieten. Dazu sei erklärt, dass Praest ein kleiner Ort ist, der genau zwischen der vielbefahrenen Bahnlinie „Betuwe-Linie“ und einer sehr stark befahrenen Bundesstraße liegt. Teilweise stehen die Häuser dort wie auf einer Insel: gleich vor dem Haus die Bundesstraße und dahinter die Bahnlinie! So war es auch bei diesem Haus. Neben einer extremen Abgas- und Feinstaubverschmutzung, kommt dort auch noch ein ununterbrochener Verkehrslärm von zwei Seiten hinzu! Allerdings verstand der Mann nicht, wie ich es angestellte, ihm noch während unseres Telefonates mitzuteilen, dass ich kein Interesse hätte, weil das Haus gleich zwischen Bahn und Bundestrasse stünde und von Google-Earth hatte er auch noch nie gehört.

Zwischendurch musste ich aber immer wieder an die Mühle denken, unweigerlich auch deshalb, weil ich jedes Mal, wenn ich zu unserem Golfclub fahre, die großen Flügel der Mühle sehe. Die Mühle steht in Anholt, was zudem auch unser Wunschwohnort gewesen wäre. Schließlich im April fasste ich mir ein Herz und rief den Eigentümer der Mühle erneut an. Zuvor hatte ich im Internet gesehen, dass die Mühle auch noch nicht verkauft worden war. Diesmal einigten wir uns auf einen unverbindlichen Besichtigungstermin — und lange Rede, kurzer Sinn: jetzt haben wir die Mühle, nach 14 Jahren, doch noch gemietet. Umzugstermin ist der 30. Juni 2017, weil doch auch noch sehr viel renoviert werden muss. Und irgendwie passt der Umzug jetzt auch — jetzt, wo Øsel tot ist. Er hätte in seinem Alter einen Umzug nicht mehr gut verkraftet und die Treppen dort, die Mühle hat immerhin 5 Etagen, hätte er sowieso nicht mehr geschafft. In dem Haus, in dem wir die letzten 12 Jahre gelebt haben, haben Theo und ich uns nie Zuhause gefühlt — nur für Øsel war dieses Haus mit seinem großen Garten ein Traum.

Und noch etwas anderes gehört an dieser Stelle gesagt. In Blog 124 vom 11. Oktober 2016, mit dem Titel „Ich war bei der Kartenlegerin!“ habe ich geschrieben, dass man für das Kartenlegen aber auch so etwas wie ein Anliegen benötigt, etwas das einem die Karten verraten oder zeigen sollen. Ich wählte damals dafür ein Thema, bei dem ich bald eine Entscheidung würde treffen müssen, ohne dieses Thema im Blog aber genauer zu erläutern. Ich schrieb lediglich, dass es sich dabei um etwas handeln würde, dass genaugenommen eine Verbesserung der Lebensqualität bedeuten würde. Damit war die Suche nach einem neuen Zuhause gemeint. Und die Formulierung „Verbesserung der Lebensqualität“ hatte ich deshalb gewählt, weil wir hier als Mieter wirklich alle Schikanen haben erdulden müssen, die man einem Mieter antun  kann! Zu dem Zeitpunkt als ich bei der Kartenlegerin gewesen war, hatten wir auch schon ein Objekt in Aussicht, jedoch hatte ich jedes Mal Bauchschmerzen, wenn ich daran dachte, dass wir dort einziehen würden. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, dass wir dann bloß vom Regen in die Traufe gekommen wären und als dieser Deal dann auch platzte, war ich genaugenommen heilfroh! Die Kartenlegerin, alias meine Fußfee, hatte damals gesagt, dass sie etwas sehe, dass genau auf unsere Wünsche und Vorstellungen zugeschnitten wäre, ein ganz besonderes Haus. Naja, es ist zwar kein Haus geworden, aber es ist immerhin eine Mühle!

Fotos und die Geschichte der Mühle gibt es hier: http://medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=26814&edit=0

Und weil so ein Umzug doch sehr viel Arbeit mit sich bringt, werde ich auch das Schreiben meiner wöchentlichen Blogs bis nach dem Umzug einstellen. Der nächste Blog erscheint deshalb erst wieder am 11. Juli 2017.

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Bildmaterial:
Titelfoto  & Post (Blog) Fotos: Copyright by Kristine Weitzels

 

 

 

Hier noch ein paar Fotos von der Mühle – es muss noch viel gemacht werden, bevor die Mühle wieder bewohnbar wird!

Mühle von vorne (das erste Foto in diesem Blog zeigt übrigens die Auffahrt zur Mühle):

Von hinten:

Erdgeschoss (muss alles noch weiß gestrichen werden):

 

Noch mit alter Küche:

Und jetzt ohne Küche (die neue Küche wird Donnerstag bestellt 🙂 )

Die Mühle hat übrigens 5 Etagen – ganz oben ein uraltes Mühlrad (der ideale Platz zum Kaffetrinken):

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